Als Eltern eines Kindes mit Autismus haben wir gelernt, wie wichtig es ist, Medien gezielt in unseren Alltag zu integrieren. Besonders in der Nahrungsaufnahme und der Regulation des Nervensystems spielen Medien eine wichtige Rolle, die oft unterschätzt wird. Während Mediennutzung bei neurotypischen Kindern häufig kritisch betrachtet wird, verstehen wir die positiven Aspekte, wenn sie bewusst und sinnvoll eingesetzt wird, vor allem bei Kindern mit Autismus.
Medien und Nahrungsaufnahme: Warum es einfacher wird
Bei vielen autistischen Kindern gibt es während der Mahlzeiten Herausforderungen – sei es durch sensorische Empfindlichkeiten oder Schwierigkeiten, sich auf das Essen zu konzentrieren. Wir haben festgestellt, dass Medien, insbesondere Tablets oder bildschirmbasierte Anwendungen, eine positive Wirkung auf die Nahrungsaufnahme haben können. Die Ablenkung durch beruhigende, visuelle Reize hilft, das Nervensystem zu regulieren und die Mahlzeiten entspannter zu gestalten.
Zusätzlich haben wir die Erfahrung gemacht, dass „Safe Food“ – also Nahrungsmittel, die das Kind besonders gut akzeptiert und ihm Sicherheit vermittelt – in Verbindung mit Mediennutzung einfacher zu integrieren sind. Es schafft eine beruhigte Umgebung, in der das Kind sich weniger gestresst fühlt und sich besser auf das Essen einlassen kann. Dies reduziert die Wahrscheinlichkeit von Überforderung, die häufig zu Essverweigerung oder anderen Verhaltensweisen führen kann.
Mediennutzung bei autistischen Kindern vs. neurotypischen Kindern
Was unterscheidet die Mediennutzung von autistischen Kindern im Vergleich zu neurotypischen Kindern? Für viele autistische Kinder sind Medien nicht nur eine Quelle der Unterhaltung, sondern auch ein Werkzeug zur Selbstregulation. Während neurotypische Kinder durch den Konsum von Medien in der Regel kurzfristige Freude oder Ablenkung finden, hilft es autistischen Kindern oft, ihre Emotionen und Reize besser zu verarbeiten.
Zum Beispiel kann ein kurzes Video oder eine Spielsession das Kind beruhigen und ihm helfen, sich auf die Umwelt zu fokussieren. Auch die visuelle und strukturierte Art der Medien ist für viele autistische Kinder besonders hilfreich, da sie oft Schwierigkeiten mit sozialen Interaktionen oder unvorhersehbaren Ereignissen haben.
Gaming und Autismus: Wie es das Nervensystem reguliert
Gamen wird bei Kindern mit Autismus oft als problematisch angesehen. Die Kritik am exzessiven Gaming übersieht jedoch, dass es bei richtiger Nutzung auch positive Effekte auf das Nervensystem haben kann. Für viele autistische Kinder kann Gaming eine Möglichkeit sein, sich von überstimulierenden Umwelteinflüssen zurückzuziehen und die Kontrolle über ihre Umgebung zu übernehmen.
Die negative Wahrnehmung von Mediennutzung und das Schamgefühl der Eltern
Leider wird der gezielte Einsatz von Medien bei autistischen Kindern häufig negativ bewertet. Es wird oft als „Schwäche“ oder „Fehlersignal“ wahrgenommen, wenn Eltern ihren Kindern den Zugang zu Bildschirmen ermöglichen. Die Vorstellung, dass Mediennutzung „schädlich“ sei, hat tief verwurzelte gesellschaftliche Vorurteile, die Eltern in eine unangenehme Situation versetzen können.
Es ist nicht immer einfach, zu dem zu stehen, was funktioniert, besonders wenn es nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht. Wir haben gelernt, uns nicht zu schämen, sondern stolz darauf zu sein, dass wir einen Ansatz gefunden haben, der unserem Kind hilft, sich in seiner Welt zurechtzufinden. Das Verständnis von anderen – sei es durch Unterstützung von Fachleuten oder von anderen Eltern – hat uns dabei geholfen, die Bedeutung von Mediennutzung für unsere Familie zu akzeptieren und als wertvolle Ressource zu betrachten.
Falls du tiefer in das Thema eintauchen möchtest buche bei mir (info@andersdenken-coaching.com) das Treffen Input & Austausch Medienkonsum bei autistischen Kinder am:
Do 13.2.25 Vor Ort Maihofhalde 24 in Luzern 19.00- 20.15 Uhr
Oder am Do 20.2.25 per Zoom 19.00-20.15 Uhr
Kosten: 25.- pro Person
Ich freu mich auf dich!