Der Kindergartenstart ist für jedes Kind ein großer Schritt – für Kinder mit einer ASS-Diagnose (Autismus-Spektrum-Störung) jedoch oft eine noch größere Herausforderung. Unsere Tochter hat in vielen Bereichen unglaubliche Stärken, aber auch spezifische Bedürfnisse, die wir nicht ignorieren dürfen. Deshalb haben wir uns entschieden, sie von Anfang an in die Psychomotorik zu schicken.
Psychomotorik fördert nicht nur die motorischen Fähigkeiten eines Kindes, sondern unterstützt auch die Wahrnehmung, das Sozialverhalten und die Regulation von Emotionen. Kinder mit ASS haben oft Schwierigkeiten, sensorische Reize zu verarbeiten, ihre Körperwahrnehmung zu kontrollieren oder Bewegungen zu koordinieren. Das sind nicht einfach nur „typische Herausforderungen“ – sie beeinflussen den Alltag enorm.
Im Alltag merken wir das bei unserer Tochter beispielsweise daran, dass plötzliche Reizüberflutung sie schnell aus der Bahn werfen kann. Das führt manchmal zu einem Overload, der sich dann in einem Meltdown äußert. Durch Psychomotorik wird sie spielerisch dabei unterstützt, ihre Reize besser wahrzunehmen, motorische Abläufe zu verbessern und sich selbst in einem überfordernden Umfeld besser regulieren zu können.
Psychomotorik gibt ihr einen geschützten Raum, um ihre Fähigkeiten zu entwickeln und gleichzeitig Vertrauen in ihren Körper und ihre Umwelt aufzubauen. Es ist ein Ort, an dem sie ihre individuellen Grenzen austesten kann, ohne Druck oder überfordernde Anforderungen.
Ein Beispiel: Im Alltag fällt es ihr schwer, Bewegungsabläufe wie Balancieren oder Springen zu koordinieren. Psychomotorische Übungen fördern nicht nur diese motorischen Fähigkeiten, sondern helfen ihr auch, sich auf ihre Umwelt einzustellen. Das wirkt sich direkt auf Situationen im Kindergarten aus, etwa beim Spielen mit anderen Kindern oder beim Meistern von Herausforderungen wie Treppensteigen oder Klettern.
Für uns als Familie werden wir den Unterschied vor allem in der Selbstständigkeit merken. Je sicherer sie mit ihrem Körper umgeht, desto entspannter werden viele Alltagssituationen – von der Morgenroutine bis hin zu Ausflügen.
Gerade in den ersten Lebensjahren ist das Gehirn besonders formbar, und Kinder machen große Entwicklungsschritte. Je früher Kinder mit Autismus gezielte Unterstützung erhalten, desto besser können sie wichtige Grundlagen entwickeln, die ihnen später das Leben erleichtern. Frühzeitig in Psychomotorik zu investieren, ist für uns eine Möglichkeit, unsere Tochter auf eine Welt vorzubereiten, die oft nicht für ihre speziellen Bedürfnisse gemacht ist.
Psychomotorik und Ergotherapie sind beides wertvolle Ansätze für Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung, unterscheiden sich in ihrem Fokus:
In meinen Coachings erlebe ich oft, dass Eltern die Bedeutung solcher Förderangebote gar nicht kennen und nicht wissen, dass es sie gibt. Es ist verständlich – der Alltag mit einem Kind mit Autismus ist oft schon herausfordernd genug und es wird auch selten schon so früh darüber informiert. Meine Aufgabe ist es, Eltern dabei zu unterstützen, solche Möglichkeiten rechtzeitig zu erkennen und in die Wege zu leiten.
Ich helfe dabei, den Überblick über mögliche Unterstützungsangebote zu behalten, gemeinsam passende Fördermaßnahmen zu finden und sie dabei zu begleiten, bürokratische oder organisatorische Hürden zu meistern. Vor allem ermutige ich Eltern, früh zu handeln und ihr Kind nicht „abzuwarten“.